„Eine Frage der Generationengerechtigkeit“ – SPD Reinbek möchte große Projekte auf dem Weg zu einer treibhausgasneutralen Stadt angehen
„Die Energiekrise führt uns vor Augen, dass wir einige große Projekte endlich angehen müssen“, sagt Nikolaus Kern, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Reinbeker Stadtverordnetenversammlung. Dabei geht es ihm vor allem um zwei Themenfelder: Den Energieverbrauch städtischer Gebäude und die Entwicklung hin zu einer treibhausgasneutralen Versorgung von Reinbeker Haushalten und Betrieben mit Strom und gegebenenfalls auch Wärme. Dazu haben die Sozialdemokraten nun ein ganzes Paket von Anträgen und Anfragen geschnürt, das sie in die Gremien der Stadt einbringen werden.
Schon im Klimaschutzkonzept von 2017 wird das Reinbeker Rathaus als einer der größten Problemfälle unter den städtischen Gebäuden identifiziert. Das immer wieder an- und umgebaute Gebäude, dessen Kern aus den fünfziger Jahren stammt, ist nicht nur baulich in einem schlechten Zustand. Der Fraktionsvorsitzende gibt zu bedenken: „Das Rathaus ist energietechnisch von vorgestern. Das ist weder im Hinblick auf die Klimakrise noch auf die immer weiter steigenden Energiekosten vertretbar.“ Doch was ist der beste Lösungsweg? Dazu möchten die Sozialdemokraten nun ein Gutachten beauftragen, welches die Frage „Sanierung oder Neubau?“ abschließend beantwortet. Neben dem Energieverbrauch des Gebäudes an der Hamburger Straße sieht Kern noch weitere Probleme, die eine fachliche Einschätzung zur Zukunft des Bauwerks nötig machen. So werde das Rathaus räumlich nicht mehr den Anforderungen einer modernen Kommune gerecht und auch hinsichtlich der Nutzbarkeit für Bürgerinnen und Bürger sei noch Luft nach oben.
Auch bei anderen städtischen Gebäuden sehen die Sozialdemokraten Entwicklungspotenziale, vor allem beim Einsatz von Photovoltaikanlagen. „Wir haben als Kommune eine Vorbildfunktion“, sagt Philipp Quast, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Stadtverordneter im Umweltausschuss. „Von den Bürgerinnen und Bürgern Klimaschutz zu erwarten, ohne die entsprechenden Schritte auch bei den kommunalen Gebäuden zu gehen, wird dieser Rolle nicht gerecht.“ Deshalb hat die Fraktion im Vorfeld des nächsten Umweltausschusses Mitte September um einen Bericht zum aktuellen Stand der Bemühungen gebeten. Man wolle wissen, so Quast, welche Ergebnisse die Beschäftigung mit dem Thema Photovoltaik bisher ergeben habe und was das für die vielen öffentlichen Gebäude heiße, die bisher nicht mit derartigen Anlagen ausgestattet seien. Wie viel Energie sich tatsächlich auf städtischen Dächern erzeugen lasse, werde sich zeigen. Doch die Fraktion ist sich sicher, dass sich die Installation weiterer Photovoltaik-Anlagen nur positiv auf die immer weiter steigenden Energiekosten sowie auf die Klimabilanz Reinbeks auswirken könne.
Neben der Sonnenenergie möchte die SPD-Fraktion auch einen neuen Anlauf nehmen, am Reinbeker Mühlenteich Strom aus Wasserkraft zu erzeugen. In Anbetracht der Energiekrise seien Maßnahmen zur Gewinnung nachhaltiger Energie so dringend wie nie zuvor, schreibt die Partei in der Begründung zu ihrem Antrag. Bereits seit über einem Jahrzehnt gebe es entsprechende Planungen. Die Veränderung der Gesamtlage sowie möglicherweise auch die Verfügbarkeit neuer technischer Lösungen für ein Wasserkraftwerk dieser Größenordnung machen einen neuen Anlauf nun aber wieder attraktiv, so der Stadtverordnete Quast. Die Sozialdemokraten seien sich darüber im Klaren, dass zunächst viele Fragen geklärt werden müssen: „Natürlich muss eine Umsetzung auch wirtschaftlich sein und den Schutz der historischen Ufermauer sowie eine Lösung für den Fischaufstieg in der Bille beinhalten.“
Ein Projekt wie ein Wasserkraftwerk am Mühlenteich wäre, genau wie ein Neubau oder die grundlegende Sanierung des Rathauses und der großangelegte Einsatz von Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden, eine erhebliche Herausforderung für Reinbek. Doch die Fraktion ist sich einig: Es braucht jetzt große und langfristig gedachte Maßnahmen für eine sparsamere und in wenigen Jahrzehnten auch treibhausgasneutrale Stadt. „Vor diesem Hintergrund müssen wir auch unsere Prioritätenliste für zukünftige Projekte überprüfen“, lässt der Fraktionsvorsitzende Nikolaus Kern im Hinblick auf die im Herbst anstehenden Haushaltsberatungen durchblicken. Heute in gute Bedingungen für kommende Generationen von Reinbekerinnen und Reinbekern zu investieren, sei wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und auch eine Frage der Gerechtigkeit.